Kunst am Peißnitzhaus – Drei Künstlerinnen gestalten Kunstwerke für das Peißnitzhaus

Entwurf Hinterglasmalerei: Verpasste Zeit von Anja Nürnberg. Bild: Peissnitzhaus.

Halle. Peißnitzhaus. Im vergangenen Jahr hatten wir die Möglichkeit, die Herstellung von drei Kunstobjekten am Bau von der Stadt Halle – Fachbereich Kultur fördern zu lassen. Dafür haben wir im November die Ausschreibung “Verpasste Zeit” veröffentlicht.

Das Peißnitzhaus spiegelt seit seiner Erbauung 1892/93 auf einmalige Weise die Geschichte der letzten 130 Jahre der Stadt Halle wider. Mit Ausnahme der Jahre 1989 bis 2003 und der Monate des Lockdowns, hat das Haus die Geschichte selbst erlebt. Mit Hilfe künstlerischer Werke wollen wir diese Zeit ins Gedächtnis des Hauses “schreiben”.

Auf die Ausschreibung von zwei Wandgestaltungen, sowie drei „Gläsernen“ Steinen haben wir mehr als 20 Bewerbungen aus der Region erhalten. Voraussetzung zur Teilnahme war, dass die Künstlerin, der Künstler diese verpassten Zeit selbst in Halle erlebt hat.

Die Jury bestehend aus Herrn René Schäffer und Frau Mareen Alburg vom BBK Sachsen-Anhalt, Herr Nils Fischer (Stadt Halle – Fachbereich Kultur), Frau Svenja Kluge (Projektleiterin Kultur beim Peißnitzhaus e.V.), Herrn Stephan Arnold (Designer und Vereinsmitglied), Dr. Johannes Langenhagen (ehem. Burgrektor und Vereinsmitglied), traf eine Vorauswahl von sechs Entwürfen, welche vor Ort präsentiert werden konnten.

Überzeugt hat die Jury letztendlich Katharina Baake, mit ihrem technologisch durchdachten Motiv. Frau Baake wurde einstimmig von der Jury gewählt und wird im Frühjahr ihr Kunstprojekt mit Glassteinen aus farblosem Bleikristallglas massiv gießen und auf den Sanitäranlagen einsetzen. Frau Baake erläutert: „Wenn ich im Gartenlokal des Peißnitzhauses sitze, nehme ich es als einen Organismus wahr.“ Die Künstlerin hat in ihren gläsernen Steinen Anatomische Ausschnitte aus Standardwerken der Anatomie der Wirbeltiere und visuellen Zitate aus den Neunziger Jahren des vorigen Jahrtausends kombiniert. Die Steine bilden eine wirklich fantasievolle Collage und laden durch die hohe Motivdichte zum Suchen und Schauen ein.

Anja Nürnberg wurde gewählt für die ausgeschriebene Wandgestaltung. Die Künstlerin hat ihren Entwurf eine starke Farbkraft gegeben, welche mit dem Erdgeschoss des Hauses gut harmoniert. Sie bezieht sich in ihrem Entwurf auf einen symbolischen Zeitstrahl, der die prägende “Radkultur” auf der Peißnitzinsel im Laufe eines Lebens abbildet. Sie verweist mit ihrer souveränen Umsetzung nicht nur auf das Vergangene und Verpasste, sondern blickt auch in die Zukunft. Die sogenannte „Hinterglasmalerei“ wird auf einer Acrylglasplatte aufgetragen und später mit Lack versiegelt.

Die Entscheidung für das dritte Kunstwerk fiel auf Frau Claudia Klinkert. Die Idee hinter ihrem Entwurf war äußerst originell und die Thematik gut umgesetzt: „Für mich hat das Peißnitzhaus schon immer etwas Märchenhaftes, Verwunschenes – wie aus einer anderen Zeit. Deshalb habe ich mich entschieden eine abstrakte Dornenhecke als symbolisches Motiv für die für das Gebäude verpasste Zeit darzustellen.“. Die Künstlerin setzt das Wandbild aus neun (ca. 1 cm starken) Keramikplatten zusammen.

Die Elemente der Dornenhecke werden als Intarsien eingesetzt. Die Oberfläche wird mit Glasur überzogen. Der Verein schaut mit Vorfreude auf den Tag, an dem die Kunstwerke dem Haus die “verpasste Zeit” zurückgeben.