
Von Eulenspiegel bis Kardinal Albrecht – Ofenkacheln geben Einblicke in Alltags- und Wohnkultur
Merseburg. LKS. Im Zusammenhang mit der Umgestaltung von Wegen und Plätzen innerhalb der Burg Querfurt fanden von Juni 2018 bis Juli 2020 archäologische Ausgraben des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt dort statt. Dabei wurden in einer bis zu 130 cm mächtigen Schuttschicht zwischen der unteren Mantelmauer des Dicken Heinrich und den Kasematten der Westtoranlage Abbruchschutt mehrerer Kachelöfen des 16. Jahrhunderts entdeckt. Insgesamt konnten über 20 Kisten mit etwa 1.000 Kachelbruchstücken an die Restaurierungswerkstatt des Landesmuseum für Vorgeschichte Halle übergeben werden. Die stark fragmentierten Stücke wurden über einen Zeitraum von ungefähr drei Monaten untersucht und bearbeitet. Zusammengehörige Fragmente wurden wie in einem Puzzle zusammengeführt und geklebt.
Die ersten wichtigen Ergebnisse des Fundes wurden in der Südbastion der Burg Querfurt präsentiert. Die Ofenkacheln zeigen für die Renaissance typische Motive teils religiös, teils weltlichen Inhalts – von Porträts der Kurfürsten und hochgestellten Persönlichkeiten wie Kardinal Albrecht, Darstellungen aus dem Neuen und Alten Testament oder Till Eulenspiegel.
Die Kacheln aus der Burg Querfurt stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im Zuge von Plünderungen und Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg kommt ihnen als beleg für die Wohn- und Alltagskultur im 16. Jahrhundert eine besondere Rolle zu.
“Die Burg Querfurt ist nicht nur ein beliebter Drehort, an dem Geschichten erzählt werden, sondern ist selbst ein Ort voller Geschichte und Geschichten. Manchmal muss man dafür die Mühe und Geduld der archäologischen Ausgrabungen aufbringen, um diese Geschichte um ein weiteres Kapitel zu ergänzen. Mit dem Fund der Ofenkacheln aus dem 16. Jahrhundert kann nun ein neues spannendes Kapitel der Burg Querfurt erzählt werden”, so Landrat Hartmut Handschak (parteilos).