Universitätsmedizin Halle eröffnet Interdisziplinäres Gefäßzentrum

Umfangreiche Diagnostik und moderne Therapieverfahren bei Gefäßkrankheiten

Halle. UKH. Im bundesdeutschen Vergleich sind in Sachsen-Anhalt überproportional viele Menschen von arteriellen Gefäßkrankheiten betroffen. Mehr Patientinnen und Patienten als in jedem anderen Bundesland sterben hier in Folge einer kardiovaskulären Erkrankung wie z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder der sogenannten „Schaufensterkrankheit“. Mit der Gründung eines Interdisziplinären Gefäßzentrums (IGZ) will die Universitätsmedizin Halle diesem Umstand Rechnung tragen und als zentrale Anlaufstelle nicht nur die Behandlung von Gefäßkrankheiten im südlichen Sachsen-Anhalt, sondern auch die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen sowie die gefäßmedizinischen Rehabilitationsmaßnahmen verbessern.

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung ist in keinem anderen Bundesland so hoch wie in Sachsen-Anhalt, entsprechend sind immer Menschen von Gefäßkrankheiten betroffen. „Wir steuern in den kommenden Jahren auf eine nicht ausreichende medizinische Versorgungsstruktur für diese Patientinnen und Patienten zu“, sagt Prof. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Klinikumsvorstands der Universitätsmedizin Halle. „Als universitärer Maximalversorger können wir mit der Eröffnung eines Interdisziplinären Gefäßzentrums nicht nur auf höchstem medizinischen Standard die Lücke schließen, sondern auch die Früherkennung und Prävention vorantreiben.“

Weil ein Großteil der Betroffenen keine oder nur geringen Symptome verspürt, bleiben viele arterielle Gefäßkrankheiten unerkannt, unterschätzt und unbehandelt. Das Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ist trotzdem deutlich erhöht. „Mit Hilfe von algologischer Funktionsdiagnostik, Gefäßultraschall, CT und MRT sowie der Angiographie haben wir im neu gegründeten Gefäßzentrum optimale Bedingungen für eine umfangreiche Diagnostik“, erklärt Dr. Martin Mühlenweg, Leiter des IGZ. Durch ein zielgerichtetes Screening von Patientinnen und Patienten mit entsprechend ausgeprägtem Risikoprofil, wie z.B. koronare Herzkrankheit, Hyperlipidämie, nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall oder durch eine familiäre Disposition, können Gefäßerkrankung zuverlässiger und frühzeitiger festgestellt werden. „Von der konservativen Behandlung, über minimalinvasive Katheterverfahren bis zu klassischen und hybriden Operationsmethoden stehen sämtliche modernen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung“, schildert Mühlenweg.

Erkrankungen der Blut- und Lymphgefäße können nahezu alle Körperbereiche betreffen und haben unterschiedliche Ursachen. Eine nachhaltige Behandlung von Gefäßkrankheiten ist somit äußerst vielschichtig. Sie erfordert nicht selten das Mitwirken mehrerer Fachdisziplinen. Innerhalb des IGZ arbeiten deswegen die Universitätsklinik und Poliklinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie, die Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III (Angiologie) sowie die Universitätsklinik und Poliklinik für Radiologie in einer interdisziplinären Gefäßkonferenz zusammen. Expertinnen und Experten aus den Fachgebieten der Diabetologie, Neurologie, Dermatologie, Kardiologie, Nephrologie und Physiotherapie werden ebenfalls in die Behandlung miteinbezogen.

Zur Minimierung der Risikofaktoren sind für die Betroffenen oft Änderungen des Lebensstiles wie Nikotinentwöhnung, mehr Bewegung und bessere Ernährung notwendig. Für die Nachsorge strebt das IGZ auch deshalb die Kooperation mit angiologisch spezialisierten Rehabilitationseinrichtungen an und wird in Kooperation mit lokalen Vereinen eine Gefäßsportgruppe aufbauen. Da vielen Patientinnen und Patienten die Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und dem eigenen Risikoprofil für eine kardiovaskuläre Erkrankung nicht bekannt oder bewusst sind, will das IGZ zudem niedrigschwellige Aktions- und Informationsangebote anbieten.