Brucellose bei einem Wildschwein in Sachsen-Anhalt

Wildschweine ASP Afrikanische Schweinepest
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Halle. LAV. Im März 2021 wurde im Rahmen des Wildschwein-Monitorings in Sachsen-Anhalt aus dem Jagdgebiet Muldenstausee im Kreis Anhalt-Bitterfeld die Lunge eines Frischlings zur Abklärung von Tierseuchen, einschließlich der Brucellose, eingesandt.

Zunächst konnte mittels PCR Brucella-Genom nachgewiesen werden. Daraufhin wurde eine kulturelle bakteriologische Untersuchung eingeleitet, bei der Brucellen erfolgreich isoliert werden konnten. Dieser direkte kulturelle Erregernachweis belegt das Vorhandensein vermehrungsfähiger und damit infektionsfähiger Bakterien bei diesem Tier.

Das Isolat wurde anschließend zur weiteren Differenzierung zum nationalen Referenzlabor für Brucellose an das Friedrich-Loeffler-Institut geschickt und dort als Brucella suis Biovar 2 identifiziert. Diese Spezies gehört zu den Erregern der Risikogruppe 3, der zweithöchsten von 4 Risikogruppen. Das bedeutet, dass es sich um Bakterien handelt, die prinzipiell schwere Erkrankungen beim Menschen hervorrufen können und somit eine ernste Gefahr darstellen.

Gesundheitsgefährdung für den Menschen

Die Brucellose ist von Tieren auf den Menschen übertragbar und stellt somit eine Zoonose dar. Als Krankheitserreger für den Menschen sind vor allem Brucella melitensis (Erreger der Schaf- und Ziegenbrucellose), Brucella abortus (Erreger der Rinderbrucellose), Brucella suis (Erreger der Schweinebrucellose) aber auch Brucella canis (Erreger der Hundebrucellose) von Bedeutung.

Die Infektion kann grundsätzlich über den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln (Rohmilch), aber auch durch den direkten Kontakt mit Sekreten von infizierten Tieren erfolgen. Durch die Überwachung der Brucellose-Freiheit bei Nutztieren geht von diesen inzwischen nur eine geringe Gefahr aus.

Für Berufs- oder Personengruppen, die mit Wild oder Wildbret in Berührung kommen, wie z. B. Jäger*innen, Fleischer*innen, Landwirt*innen oder Tierärzt*innen besteht dagegen ein höheres Infektionsrisiko. Allerdings kann die Infektion durch wirksame hygienische Vorsorgemaßnahmen verhindert werden.

Das lebensmittelhygienische Risiko der Bevölkerung, sich durch Produkte von einheimischen Wildschweinen mit Brucellen zu infizieren und an Brucellose zu erkranken, kann bei Beachtung allgemeiner küchen-hygienischer Regeln als sehr gering eingeschätzt werden.

Brucellose als Tierseuche

Die Brucellose ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit bei Haus- und Wildtieren. Alle Haussäugetiere sind für diese Erkrankung empfänglich und können mit dem Erreger lebenslang infiziert bleiben. Infektionen mit Brucellen können in Tierbeständen seuchenhaft verlaufende Aborte und anhaltende Reproduktionsstörungen verursachen. Im Ergebnis jahrzehntelanger Bekämpfung in der Nutztierhaltung ist Deutschland 1999 von der EU als Brucellose-frei anerkannt. Bei Rindern, Schafen, Ziegen und Hausschweinen wird die Freiheit von dieser Infektion als anzeigepflichtige Tierseuche staatlich überwacht und bekämpft.

Fazit

Die Häufigkeit der serologischen Brucellosenachweise und das jetzt kultivierte hochpathogene Isolat (Brucella suis Biovar 2) belegen das von Schwarzwild ausgehende potentielle Infektionsrisiko für Menschen wie auch für Haus- und Nutztiere. Die Monitoringuntersuchungen im LAV erlauben Rückschlüsse über die Verbreitung der Brucellose und anderer Tierseuchen wie auch Zoonosen in der Schwarzwildpopulation und geben somit Hinweise auf spezielle Risiken sowie erforderliche Schutzmaßnahmen für Menschen und Haustiere.